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Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

„Sammlung online“ im Lenbachhaus

„Sammlung online“ im Lenbachhaus

Nach dem Deutschen Museum und den Pinakotheken stellt heute auch das Lenbachhaus in München Teile der eigenen Sammlung online: den Start machen Datensätze zu 1.100 Objekten. Die Werkauswahl bietet einen Querschnitt durch die drei Sammlungsschwerpunkte des Hauses: die Sammlung zur Kunst des Blauen Reiter, Werke des 19. Jahrhunderts sowie der Kunst nach 1945. Gezeigt werden sowohl aktuell ausgestellte Arbeiten als auch solche, die sich im Depot befinden. Die Inititiative mariert den Auftakt einer digitalen Strategie, mit der das Haus den digitalen Raum intensiver für die eigene Arbeit nutzen und erschliessen möchte: „In Zukunft wird die Sammlung Online zu einer zentralen Plattform des Lenbachhauses, die unsere Forschungsarbeit und Archivrecherchen sichtbar machen soll“ (aus der Pressemeldung des LBH zum Launch).

Unterschiedliche Einstiegs- und Filtermöglichkeiten
Die „Sammlung Online“ bietet unterschiedliche Einstiegs- und Filtermöglichkeiten: neben dem klassischen Suchfeld (das einige Suchbegriffe vorschlägt) kann sich der User bereits auf der Startseite über Zufallsobjekte inspirieren lassen. Wer sich über den Button „Entdecken“ der Sammlung nähert, kann diverse Filter für eine Auswahl nutzen: Suchergebnisse lassen sich nach Künstlenamen sortieren, über einen Zeitstrahl eingrenzen oder nach Objektarten und einzelnen (relevanten) Personen filtern. Dieses Rechercheportfolio markiert wohl erst einen Anfang und wird in der Folge kontinuierlich auf- und ausgebaut. Gute Beispiele in welche Perspektive eine solche Funktionalität geführt werden kann bietet, nach wie vor, die Onlinesammlung des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg.

Zielstellung: Transparenz in den Nutzungsrechten
In der Pressemitteilung zum Launch der „Online-Sammlung“ schreibt das Haus: „Unser Ziel ist es, die rechtliche Situation und die damit verbundenen Möglichkeiten der Nutzung für die Besucherinnen und Besucher der Sammlung Online so transparent wie möglich darzustellen. (…) Werke von Künstlerinnen und Künstlern, für die 70 Jahre nach ihrem Ableben keine Urheberrechte mehr bestehen, (…)  sind mit der Creative Commons Lizenz CC-BY-SA 4.0 gekennzeichnet und können entsprechend verwendet werden“. Wie problematisch ein solches Unterfangen bei Objekten der Gegenwartskunst ist, macht das Lenbachhaus deutlich wenn es unterstreicht, dass „wir zudem Werke der Gegenwartskunst in der Sammlung Online präsentieren können: Diese Werke sind nicht rechtefrei, ihre Verwendung wurde von uns eigens für diesen Anlass mit den Urheberinnen oder ihren Vertretern abgestimmt. Entsprechend werden die Abbildungen in einer kleineren Auflösung ausgegeben und können lediglich ausgedruckt werden. Rechteinhaberinnen und Rechteinhaber werden hier direkt unter dem Bild genannt.“ Der Nachnutzungshorizont und die Perspektiven einer Weiternutzung werden vom Haus dann auch ausführlicher dargestellt.

Eine wachsende Plattform
Das Lenbachhaus definiert die Sammlung Online als „wachsende Plattform“ – in den kommenden Jahren sollen beständig weitere Kunstwerke eingepflegt, zusätzliche Informationen zu den Objekten zugänglich gemacht, neue Such- und Darstellungsfunktionen sowie eine englische Übersetzung entwickelt werden.
Das Projekt steht im Kontext eines größeren Digitalisierungsvorhabens, dass von der Stadt München gewünscht und unterstützt wird. So wurden in diesem Jahr die Nachlässe und Archive von Alfred Kubin – das größte Einzel-Archiv zu einem bildenden Künstler dieser Generation – und Franz von Lenbach digitalisiert. Beide Konvolute umfassen u.a. mehrere tausend Schriftstücke und Fotografien; sie werden nun in den kommenden Jahren technisch und inhaltlich aufbereitet und werden schließlich in die Sammlung Online einfließen.

Sammlung Online als Bestandteil des Bildungsauftrags
Das Lenbachhaus sieht in der Sammlung Online eine weitere Möglichkeit, die eigenen Bestände und das gesammelte Wissen einem lokalen, nationalen und internationalen Publikum zu präsentieren und mit ihm zu teilen: „Der digitale Raum bietet dazu in besonderer Weise Gelegenheit. Kunst für jede und jeden zugänglich und erfahrbar zu machen, stellt für uns eine zentrale Aufgabe dar und entspricht unserem Bildungsauftrag als städtische Institution“. Besonders wertvoll scheint mir in diesem Kontext die vom Haus formulierte Perspektive, dass virtuelle BesucherInnen und die gemeinhin „echten“, also leiblichen Besucher vor Ort, „nach unserem Verständnis bei der Erfüllung dieser Aufgabe gleichberechtigt“ sind: „Wer uns digital besucht, kann dazu angeregt werden, die Werke im Original zu erleben und umgekehrt“.

Ausbaustrecken
Es wird in Zukunft auch die Möglichkeit geben, dass Nutzerinnen in der Sammlung Online selbst aktiv werden, ihre eigenen Alben und Sammlungen anlegen und mit anderen Nutzern teilen können. So wird die Plattform zu einem weiteren Ort der Teilhabe, des Dialogs und des Austauschs – Leitideen, die die Basis desVermittlungsprogramms bilden und sich auch im digitalen Raum wiederfinden sollen.

Trefferanzeige bei der Suche in der Sammlung Online des Lenbachhaus
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