Eigentlich sind wir über das Spiel der Zahlen längst hinaus. Vor Jahren habe ich schon einmal eine Impression der Münchner Museen auf Facebook gegeben, die vor allem auf die grundsätzliche Präsenz und die Zahlen der Fans schielte. Heute müsste man so eine Untersuchung wohl wesentlich differenzierter anstellen, – aber trotzdem scheint mir doch auch der oberflächliche, gelegentliche Blick innerhalb einer größeren lokalen Community, einer Großstadt, interessant, – wie es da so um Facebook in der Museumslandschaft steht. Das Ergebnis ist recht deutlich.
Die Hälfte aller Kultureinrichtungen in München ist auf Facebook
Tatsächlich sind von den mir bekannten 120 Einrichtungen ganze 62 auf Facebook vertreten. Bis auf eine mehr als marginale Anzahl sind alle großen und kleineren Häuser auf der Plattform aktiv. Eine Handvoll Einrichtungen betreibt keine eigene Seite und weiß vermutlich nicht einmal um die von Facebook automatisch generierten Pages, die vom Publikum aber durchaus auch deutlich als „echte“ Seiten verstanden und mit Kommentaren beliefert werden. Ähnlich die Problematik bei Institutionen, die zwar eigene Seiten betreiben, aber ebenfalls mit solchen „automatischen Doppelgängern“ konfrontiert werden bzw. leben müssen. Wie zu erwarten: der überwiegende Teil der Einrichtungen betreibt seit geraumer Zeit echte Seiten (und keine Profile mehr), die regelmäßig und mit wechselnder Innovationskraft bespielt werden. Die Hälfte sind natürlich noch nicht alle. Wollte man die Präsenz auf Facebook aber auch als Indikator einer Selbstverständlichkeit nehmen, so haben die „großen Einrichtungen“ wohl ansatzweise verstanden, dass man dem Digitalen nicht mehr ausweichen kann und Facebook da zugerechnet werden muss. Ich meine aber auch, dass es eine ganze Reihe Häuser gibt, die noch nicht einmal ansatzweise das Potential von Facebook ausgeschöpft haben. Die weit abgeschlagenen Positionen von Antikensammlungen oder Theatermuseum bieten sicher noch massives Entwicklungspotential. Und Institutionen wie dem Bayerischen Nationalmuseum könnte man ähnliche Häuser gegenüberstellen um deutlich zu machen, in welcher Liga man spielen könnte. Die Kunsthalle München ist sehr schnell in die Spitzengruppe gewachsen und hat im Sommer 2015 offenbar das eigene Kommunikationskonzept verändert:
Das Ranking
Das Ranking (Stand: 11/2015) wird vom Deutschen Museum angeführt, während sich Haus der Kunst, Lenbachhaus und die Kunsthalle München ein enges Rennen um die folgenden 3 Plätze liefern. Eine Handvoll Einrichtungen publiziert gelegentlich auf Fremdaccounts von Mutterorganistionen. Drei Einrichtungen bleiben unberücksichtigt, weil sie entweder in einer anderen Liga spielen oder auf Fremdaccounts betrieben werden: So kann man die „FC Bayern Erlebniswelt“ zwar den Kultureinrichtungen zuzählen, da sie aber auf den Account des FC Bayern verlinken (mit über 32 Mio. Fans) und keinen eigenen Account betreiben, nicht mit einrechnen. Ähnlich die BMW Welt und auch das Alpine Museum mit Verlinkungen zu BMW und dem Deutschen Alpenverein.
Hallo Christian,
vielen Dank für den Überblick, wobei ich Followerzahlen auf Facebook sehr problematisch finde, weil man sie ja auch durch Facebook-Werbung „zukaufen“ kann und ich manchmal das Gefühl habe, dass die Facebook-Statistiken stagnieren, wenn man keine Werbung schaltet – das ist keine recherchierte Info, nur ein subjektiver Erfahrungsbericht, den mir einige Seitenbetreiber ebenfalls bestätigen konnten. Aber das am Rande.
Wichtig für Museen finde ich, sich bewusst zu machen, dass sie bereits auf Facebook sind, aber einfach keinen Einfluss auf die vorgefertigten Wikipedia-gespeisten Infoseiten haben. Manchmal haben diese Seiten schon eine beachtliche Fanzahl, die es mitzunehmen gilt. Man kann Anspruch auf die vorhandenen Seiten stellen. Wenn man sich als das Original verifiziert, kann man gleich daran anknüpfen und dann die Inhalte auch selbst bestimmen.
Viele Grüße,
Marlene
Liebe Marlene, danke für Deinen Kommentar. Sehe ich genau so. Mich interessiert womöglich sogar gar nicht so sehr das obere Spektrum der Liste, sondern eher das untere. Die Frage, warum manch große Einrichtungen sich nicht bewegen, oder ob sie überhaupt gewahr sind, dass sie dann ggf. automatisch gelistet werden (was dann auch wieder dem eigenen Wikipedia-Eintrag einige Aufmerksamkeit verschaffen müsste). In der Gesamtheit scheint an vielen Einrichtungen auch das Thema der Impressumpflicht vorbeigegangen sein …