Close

Iliou melathron

Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

MUSEO Blogparade 2012 – Großwildjagd im digitalen Raum

MUSEO Blogparade 2012 – Großwildjagd im digitalen Raum

Das Residenzmuseum München hat im Vorfeld der Tagung “aufbruch” und des stARTcamps München 2012 zur Blogparade aufgerufen und Kultureinrichtungen nach den “herausragenden Thema für das Jahr 2012″ gefragt. Die Antworten kamen aus ganz Deutschland, aber auch aus der Schweiz und Österreich. Und es waren bei weitem nicht nur Museen, die sich auf den Parademarsch eingelassen hatten:
MUSEO Blogparade 2012
Achtzehn Beiträge von Museen, Bibliotheken, Theatern, Verlagen und Kulturinitiativen
Im Resultat wurden (innerhalb des ausgeschriebenen Zeitraums vom 28.02. bis zum 28.03.) 18 Beiträge zur Parade gereicht, – überwiegend von Museen, aber auch Bibliotheken, Theatern, Verlagen und unabhängigen Kulturinitiativen:

Blogs von großen und kleinen Institutionen, Projektblogs und „Fremdblogger“
Ein Großteil der Teilnehmer publizierte seinen Beitrag auf einem hauseigenen Blog. Tatsächlich werden diese nicht nur von großen Institutionen wie dem Deutschen Museum in München, dem Historischen Museum und der Schirn in Frankfurt oder dem Universalmuseum Joanneum in Graz geführt, sondern auch von kleineren Einrichtungen wie dem Ofen- und Keramikmuseum in Velten oder dem Verlag „Das wilde Dutzend“ in Berlin. Typologisch könnte man von diesen „Institutionsblogs“ die sog „Projektblogs“ abgrenzen, die ursprünglich für einen bestimmten Anlaß initiiert wurden: So publizierte das Museum für Kommunikation seinen Beitrag auf einem seit November 2010 geführten Blog zur Ausstellung „Do It Yourself. Die Mitmach-Revolution„, wie auch die Jugendbibliothek in Schloß Blutenburg (München) den eigenen Beitrag auf einem Projektblog „Das Nest“ veröffentlichte. Drei Teilnehmer (Stadt- und Schiffahrtsmuseum Kiel, Stadtmuseum Berlin, Stadttheater Bern) nutzen mit Gastbeiträgen das Blog der „aufbruch“-Tagung, während Einrichtungen der „Schlösser und Gärten in Bayern“ (Marstallmuseum, Hofkirche Würzburg, Burg Prunn) das Blog des Residenzmuseums für Ihre Kommunikation bespielen konnten.
Von den gesamt 18 Teilnehmern hatten also sechs Einrichtungen oder Initiativen, resp. ein Drittel, zwar Kapazitäten und Inhalt zum Bloggen, aber leider keine eigene Plattform. Diese Situation ist womöglich noch nicht einmal symptomatisch für die digitale Bloggerlandschaft im deutschen Kultur-(und Wissenschafts-)betrieb, der aufgrund mangelnder personeller, zeitlicher (zuweilen auch finanzieller oder struktureller) Ressourcen die Hände gebunden sind oder die (auch ohne „Kulturinfarkt“) lieber abstellt und verhindert, als installiert oder initiiert, – was dann wohl intelektuelle Ressourcen wären. Zuletzt hatte im September 2011 die Schließung des Blogs DaCapo der Duisburger Philharmoniker für heftige Diskussionen über Sinn und Unsinn eines eigenen Blogs für Kultureinrichtungen gesorgt (vgl. dazu den Post „Der Kultur-Blog ist tot? Es lebe der Blog!“ und die dort verlinkte Diskussion bei Axel Koop und Christian Spließ).
Mit dem jüngst eröffneten Blogportal de.hypotheses.org haben zumindest die deutschen Geisteswissenschaften einen deutlich Versuch gestartet, sich im Kontext einer internationalen digitalen Landschaft zu verorten: „(…) Das Portal sieht sich als Antwort auf ein Bedürfnis nach direkter, vernetzter wissenschaftlicher Kommunikation in Echtzeit in den Geisteswissenschaften. Es dient als wissenschaftliches Informationswerkzeug für die akademische Community. Da wir davon überzeugt sind, dass das wissenschaftliche Bloggen unsere Forschungskultur in positiver Form erweitert und bereichert, möchten wir diese Form der Kommunikation, der Publikation und des Austausches mit diesem Portal fördern. Das ist damit auch ein politisches Statement für eine offene, vernetzte Wissenschaft, die den Kontakt mit den Fachkollegen sowie mit der breiten Öffentlichkeit nicht scheut. Und es ist auch ein klares Bekenntnis zu Open Access und zu einem freien Zugang zum Wissen für alle. (…)“. Für die Museen fehlt ein solches Sammelportal wohl noch, – letztlich markiert aber auch das im Kontext der Blogparade praktizierte Verfahren des „Fremdbloggens“ eine Möglichkeit zur Partizipation auch ohne eigene Plattform.
Highlights und Faceten der Arbeit in Web 2.0
Während zahlreiche Einrichtungen das eigentliche  Thema der Blogparade und die Frage nach dem Highlight im Jahr 2012 mit einer entsprechenden Darstellung des eigenen Programms beantworteten, nutzten einige Einrichtungen die Parade auch für einen Blick auf die eigenen Aktivitäten im digitalen Raum.
Herausragend sicher der spannende Beitrag des Stadttheaters Bern, der ein transmediales Projekt um das Tanztheaterstück Lions, Tigers, and Women …“ dokumentiert. In seinem Beitrag führte Caspar Lösche die Möglichkeiten eines „Transmedia Storytelling“ über verschiedene Plattformen aus: „(…) Mein Ziel war es, der Tanzproduktion einen Rahmen zu schaffen; Viviennes Erlebniswelt über digitale wie analoge Kanäle erlebbar und greifbar zu machen. Das Publikum soll bereits vor der Vorstellung in ihre Welt eintauchen können über den Kanal, der ihnen am besten entspricht. Auch wollte ich damit experimentieren, was heutzutage im Social Web für ein Theater möglich ist, selbst ohne ein grosses Budget (…)“. Das von ihm dokumentierte Ergebnis ist beeindruckend und scheint mir vorbildhaft für ähnliche Produktionen. Zumindest auf dem Blog der „aufbruch“-Tagung zählt der Beitrag zu den am meisten gelesenen Post und scheint damit auch inhaltlich die Interessen der Leser gefunden zu haben.

KultUp
KultUp

Ähnlich spannend im Kontext der Web 2.0-Initiativen in den deutschen Museen ist der Beitrag der jüngst gegründeten Frankfurter Initiative „KultUp„, die sich der dialogischen Kulturvermittlung verschrieben hat: „(…) bei KultUp handelt es um ein Twitter-Event, bei dem sich einerseits Menschen, die gleichzeitig Twitter-User sind, ganz real in einer Kultureinrichtung verabreden, um gemeinsam von dort über ihre Erlebnisse twittern. (…)“. Zielstellung dabei auch die Prämisse: „(…) Kulturthemen aus der üblichen Kulturszene heraus zu holen im Sinne von „Raus aus dem Feuilleton, rein in die Talkshow“.
Aber auch die Internationale Jugendbibliothek nutzt Ihren Post für einen Blick auf die bislang (erfolgreich) zurückgelegte Web 2.0-Strecke und kommt zu dem Ergebnis: „(…) Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass unsere bisherigen Erfahrungen im Social Web durchwegs positiv waren. Es ist spannend zu beobachten wie sich andere Kulturinstitutionen präsentieren, wie kollegial und schon fast freundschaftlich die Umgehensweise im Social Web ist und mit welcher „Gastfreundschaft“ man als Neuling empfangen wird (…)“.
SCHIRN-MAG: Munch als Cineast
SCHIRN-MAG: Munch als Cineast (Bildquelle)

Und dass Kunst, Kultur und neue Medien sich gegenseitig inspirieren und bereichern können, macht mit dem letzten Blogbeitrag die Schirn in Frankfurt deutlich. Die verweist mit „modernem Blick“ auf eine aktuelle Ausstellung über den Cineasten Edvard Munch. Der experimentierfreudige Künstler war nicht nur begeisterter Kinobesucher, sondern arbeitete mit dem damals neuen Medium Film.

 
 
 
 
 
 
 

7 comments

  1. Hat man dann ein „herausragendes Thema für das Jahr 2012“ festgelegt oder nicht? Das habe ich nicht verstanden. Oder bleibt jede Kulturinstitution bei ihrem Thema für dieses Jahr?
    Ihre Berichte sind immer sehr ausführlich und dicht an Informationen. Ich muss das manchmal mehrmals lesen, auch weil sehr viele Links sind, denen ich immer folgen will. Das braucht natürlich seine Zeit.
    Bei der Lektüre der Postings wird man zunehmend neugierig. In diesem Fall war aber auch offensichtlich was los, das muss man zugeben. Danke für den aufschlussreichen Bericht!

    1. Anonymous says:

      Das „herausragende Thema“ war als Fragestellung ausgegeben worden und die meisten Museen haben dann auch mit einem individuellen Thema geantwortet. Freut mich, wenn meine Postings Sie neugierig machen. Genau so soll es ja auch sein 🙂

      1. keimelion says:

        Ja, es ist schon richtig so! Schreiben Sie öfters für Herrn Gries oder auch für andere Kultur-Blogs? Da gibt es in diesem Bereich wirklich sehr viel Nachholbedarf… Ich bin auch gespannt, wann das große Publikum auf diese Veranstaltungen reagiert und die Kultureinrichtungen stürmt. Aber wahrscheinlich tut das ein Teil der Besucher schon, weil da sehr viel in Bewegung gekommen ist. Zu „aufbruch museen usw.“ gehe ich auch hin, das wird bestimmt für viel Echo sorgen. Vielen Dank nochmal und alles Gute!

  2. Genau so wie @p142991 es schildert hatten wir es auch verstanden. Jede Einrichtung ‚pickt‘ sich ein für das eigene Haus jahresfüllende Thema und berichtet über diese.
    Wir freuen und bedanken uns natürlich auch, wenn auch unser Beitrag Interesse auf Mehr geweckt hat.
    Andreas Zinnow
    verantwortlich f. SocialMedia
    in Zusammenarbeit mit dem
    Ofen- und Keramikmuseum Velten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

sechzehn + zehn =

Close