Immer wieder tauchen in meiner Timeline Tweets auf, die Kunstwerke aus den Museen der Welt in bunten Nachzeichnungen zeigen und die mit dem Hashtag #drawsomething ausgezeichnet sind. Wer also meint, dass man mit Smartphone oder Tablet nur passiv Inhalte konsumieren kann, irrt. Grund genug, dieser fröhlichen Rezeption einmal genauer nachzugehen.
Zeichnen und Malen mit dem Smartphone
Defacto gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Apps, über die auf dem Smartphone gezeichnet, gekritzelt, gemalt oder „gefiltert“werden kann. Zehn recht populäre Apps (für den malenden Laien) hat Ali Quayyum auf Smashing Hub zusammengefasst. Zu den, zumindest im Ausland, populärsten Anwendungen zählt „Draw Something“ (auch für Android) vom OMGPOP (jetzt Zynga), das auch in einer Free-Version verfügbar ist und quasi die „Mutter aller musealen Drawsomething-Initiativen“ ist. Die Anwendung ist aber nicht nur Zeichentool sondern auch gleich ein soziales Ratespiel mit enormen Downloadzahlen: in 50 Tagen wurde die App bereits 50 Mio. mal heruntergeladen.
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Mit Hilfe solcher Zeichen-Tools suchen immer mehr Menschen (und zunehmend auch Künstler) die kreative Auseinandersetzung mit Welt und Kultur, – oder lassen sich zu Interpretationen und Nachzeichnungen „großer Kunst“ inspirieren. Ganz sicher auch eine schöne Form der Partizipation und Anteilnahme, zumal, wenn diese Reaktionen im musealen Umfeld stattfinden und dann auch von den Institutionen aufgegriffen und ggf. gewertschätzt werden (z.B. durch Retweets, Twitterwalls oder ein entsprechendes Online-Album).
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David Hockney und das „serious tool“
Dabei sind es nicht nur die zwischenzeitlich bekannten Künstler wie David Hockney, die das kreative Agieren über digitale Instrumente seit Jahren in der realen Kunstgeschichte etablieren: „What fascinates me is not just technology but the technology of picture-making,“ sagt Hockney (zitiert nach LA Times 23.01.11) und läßt sich beim Zeichnen sogar über die Schulter sehen. „I spend more time painting, of course“, sagt er, „but I treat the iPad as a serious tool. The iPad is influencing the paintings now with its boldness and speed“. Museen wie das MoMA agieren offen und kreativ mit den digitalen Tools über entsprechende Apps (Art Lab iPad App) oder beauftragen Künstler wie John Baldessari mit entsprechenden Anwendungen.
Aber nicht nur bei den Profis, auch auf Seiten der Laien ist viel Interaktion entstanden: inzwischen sind es offenbar Akteure auf allen Kontinenten, die sich mit Smartphone oder Tablet auch gerade in den Museen auf die Spuren der großen Meister machen. Kommuniziert und dokumentiert werden die kleinen Kunstwerke dann in der Regel via Twitter, Blog, Instagram, als Video via Youtube oder über andere Plattformen.
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iPhone art: „Pionieering the mobile arts“
Die professionellen Bewegungen um das Kunstschaffen via Smartphone suchen sich im Ausland zunehmend auch zu organisieren und institutionalisieren. In den USA haben sich zahlreiche Künstler auf dem Portal iphoneart.com (und der zugehörenden App) ein Forum geschaffen und im „Los Angeles Mobile Arts Festival 2012“ einen eigenen Event kreiert. 225 Künstler aus über 30 Ländern werden dort erwartet (so die LA Times), – und Zeit für ein eigenes Manifest hat man auch gefunden: „(…) a new revolution is at hand. iPhoneArt and iPhoneography are leading this underground movement into the light (…). The floodgates are open — a new art form is ready to be explored“. Die Macher sehen die Berechtigung Ihrer „Revolution“ bei der Camera Obscura, Leonardo da Vinci und in der Moderne bei Ansel Adams, Edward Weston und Imogen Cunningham als Gründern der „Group f/64“.
Wie auch immer man den Enthusiasmus der Initiatoren bewerten möchte, – eine schöne neue Form der kreativen Auseinandersetzung bieten die Apps (auch für den Laien und, im besten Sinne des Wortes, „Dilettanten“) allemal: „sich liebhaberisch – oder auch: ohne das Metier zu beherrschen – einer Kunst oder Wissenschaft widmen“. Ich bin gespannt, ob die Drawsomething-Welle auch die deutschen Museen erreicht.
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