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Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

Digitale Fundamente im Museum. Ein Blick auf das Metropolitan Museum, New York

Digitale Fundamente im Museum. Ein Blick auf das Metropolitan Museum, New York

met1In den vergangenen Jahren habe ich auf meinem Blog schon mehrfach über das Metropolitan Museum in New York und die Socialmedia-orientierte Maxime des Direktors publiziert: “Re-orientation toward audience”. Im Oktober 2013 hat das Museum einige neue Bereiche auf seiner Website öffentlich gemacht, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden: Met Blogs und die Met Community

Bloglandschaften im Metropolitan Museum of Art
Bloglandschaften im Metropolitan Museum of Art

Met Blogs
Das „Met Blogs“ zeigt sich als eine Art Übersichtsseite der verschiedenen digitalen Publikationsebenen des vielseitigen Super-Museums. Auf einer Übersichtsseite werden die jeweils letzten Postings aus den verschiedenen Spartenblogs abgebildet. Zudem wird dem Leser ein schneller Zugriff auf alle Beträge ermöglicht, die nach Museumsabteilungen (30) und beteiligten Autoren (derzeit immerhin 169) sortiert sind. Die meisten Postings stammen aus der Feder des derzeitigen Direktors und CEO des Met Thomas P. Campell, der über Programm und Vermittlungskonzepte, Exponate und Abteilungen, strategische Ausrichtungen, neue Funktionen, digitale Angebote und viele andere Themen publiziert.
Die mit Abstand meisten Beiträge in den Blogs kommen aber nicht, wie man vielleicht vermuten würde, aus dem „Digital Department“, sondern aus der Abteilung „Medieval Art and The Cloisters„. Diverse, hier beheimatete, Ausstellungen werden offenbar von kommunikationsfreudigen Kuratoren und Mitarbeitern begleitet, die ein lebhaftes Bild zur Kunst vom 4. bis ins 16.Jahrhundert bieten.
Eine übersichtliche Bloglandschaft
Das Met bietet derzeit sechs verschiedene aktive Blogs, die bestimmten Themenbereichen oder Zielgruppen gewidmet sind: während das Blog „Now at the Met“ aktuelle Meldungen zusammenfasst und „The american west in bronze“ ein Ausstellungsblog markiert (Blogs zu beendeten Ausstellungen werden in einem Archiv konserviert), kann man im „Travel Blog“ Kuratoren und Mitarbeitern auf Auslandsreisen folgen. Das „Teen Blog“ wird von der „Museum’s Teen Advisory Group“ und verschiedenen Gastautoren geschrieben und der projektierten Zielgruppe als Plattform für Information und Austausch angeboten. Die Blogs sind durchgängig einheitlich und übersichtlich konzipiert. Die Beiträge werden jeweils festen Kategorien und den beteiligten Abteilungen („Departments“) bzw. Autoren zugewiesen und vorsichtig verschlagwortet. Durchgängig sind sie für Kommentare freigeschaltet.
community
Die Met Community

Met Community
Die Met Community verschafft einen schnellen Überblick über die vielseitigen Aktivitäten des Hauses und einzelner Abteilungen in den sozialen Medien. Sie ist vom digitalen Bereich „My Met“ zu unterscheiden und nicht über einen Login geschützt. Während der registrierte User in „My Met“ eigene Sammlungen aus den dokumentierten Objekten aufbauen oder seine Newslettereinstellungen verwalten kann, ist die „Met Community“ als unkomplizierte Einladung an das Publikum konzipiert, sich mit dem Haus zu verbinden: „These new sections are designed to invite visitors to find new ways to connect with the Museum“. Das klassische Communitykonzept wird hier also aufgefächert und zugunsten unterschiedlicher Mechaniken, Zielgruppen und digitaler Strategien neu strukturiert.
Ein integratives Modul visualisiert auf der Startseite der Community die aktuellen Postings aus Facebook, Twitter, Pinterest, YouTube, Instagram und Flickr, – ohne dass der User die entsprechenden, vom Met bespielten, Plattformen über externe Links eigens besuchen muss. Als schnelles Übersichtsstool finde ich so eine Anwendung hilfreich, für den aktiven Dialog muss man dann allerdings auf die echte Plattform wechseln (was aber auch Sinn macht). Tatsächlich betreibt das Met auf verschiedenen Plattformen (vor allem Facebook) gleich mehrere Accounts, die wahlweise ausgewählten Zielgruppen (wie z.B. den „Teens“) gewidmet oder von bestimmten Anbietern („Met-Shop“ bzw. „Library“) betrieben werden.
Klassiker und Neuland
Über diese „klassischen“ Angebote hinaus informiert das Museum aber auch über weitere digitale Angebote, die zum Teil im deutschen Kontext eher noch unbekannt oder ungenutzt erscheinen:
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Während Foursquare sogar für deutsche Verhältnisse beinah schon altbacken wirkt, dürften Angebote wie Google Goggles oder ART Babble vielfach noch als #Neuland empfunden werden.
Bilderkennung mit Google Goggles
Seit 2011 nimmt das Met aktiv an Google Goggles teil und hat über 70.000 Abbildungen zu Gemälden, Zeichnungen, Drucken und Photographien zur Verfügung gestellt, die über einen einfachen (auch mobil gefertigten) Foto-Upload entsprechende Suchergebnisse liefern:

Neben dem Met ist es auch eine Vielzahl weiterer Institutionen wie das Getty, die Googles Bilderkennungstechnik nutzen, um Kunstwerke über ein einfaches Foto identifizierbar und vertiefende Informationen greifbar zu machen. Die Museen haben dafür jeweils für Handys optimierte Versionen der eigenen Sammlungen im Web realisiert und die Abbildungen bzw. Links und Informationen an Google gemeldet.

Videos in der Art Babble
In der 2009 vom Indianapolis Museum of Art gelaunchten und mittlerweile von ca. 50 Kultureinrichtungen bespielten Art Babble hat das Museum bislang 17 hochauflösende Videos eingestellt. Im Vergleich mit Prado (137 Videos), MoMA (174 Videos) oder Smithsonian (325 Videos) ist das aber eine eher überschaubare Anzahl. Deutlich aktiver ist das Museum auf seinem YouTube Channel mit über 800 publizierten Videos, 15.000 Subscribern und über 8,6 Mio Views. Dabei bringt es gerade ein aus Deutschland stammendes Ausstellungsstück, das „The Roentgens‘ Berlin Secretary Cabinet“ (publiziert auf YouTube im Oktober 2012) auf sagenhafte 4,5 Mio Views. Der prunkvolle Kabinettschrank von David Roentgen stammt aus dem Kunstgewerbemuseum in Berlin und wurde in New York auf der Ausstellung „Extravagant Inventions. The Princely Furniture of the Roentgens“ (30.10.12-27.01.13) gezeigt. Nur zum Vergleich: das populärste Video im YouTube-Kanal der Staatlichen Museen Berlin bringt es (immerhin!) auf knappe 109.000 Views (publiziert 2011).
Ebenfalls in das Jahr 2013 datiert die videobasierte Webserie 82nd & Fifth, bei der das Museum einhundert Kuratoren nach Werken befragt hat, die deren Wahrnehmung und Weltsicht beeinflußt hat. Eine wunderbare und inspirierende Leichtigkeit (auch Bildqualität) kennzeichnet diese Beiträge und macht die Selbstverständlichkeit deutlich, mit der die Kuratoren im Metropolitan Museum längst agieren. Die strategische Entscheidung für den vermehrten Einsatz von Videos in der Vermittlung ist sicher korrekt: 78% der erwachsenen Internet-User schauen Videos online und profitieren von „Erklärfilmen“, Bildungskanälen, E-Learning  und vielem mehr. Schöne neue Welt.

1 comment

  1. Danke! Ein sehr interessanter Beitrag über die Social Media Aktivitäten des Metropolitan Museum in New York!

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