Am 19.September fand zum wiederholten Mal der internationale askacurator Tag statt, an dem sich in Deutschland 22 Museen beteiligten, darunter große Häuser wie die Staatlichen Museen in Berlin, Mercedes Benz Museum oder die Staatlichen Museen Dresden. Idee und Geschichte der Veranstaltung habe ich in einem früheren Post bereits beschrieben. Nun ist der Tag vorbei und die Analysen setzen ein.
Top oder Flop? Oder Status in der Orientierungsphase?
Eine lesenswerte, sehr umfangreiche, Betrachtung hat Sebastian Hartmann verfasst und dabei nach dem Ergebnis der Veranstaltung gefragt. „Top oder Flop?! #AskACurator zwischen Museumsaction und Totalausfall auf Twitter„. Bereits im Vorfeld des Tages hatte er zahlreiche Fragen vorbereitet und am Stichtag den (deutschen und ausländischen) Museen via Twitter gestellt. Die eingegangenen Antworten hat er auf einem eigenen Board auf Pinterest dokumentiert.
Im Resultat kommt Sebastian zu einer positiven Bewertung der Veranstaltung, benennt aber sicher zurecht auch einige Minus-Faktoren: ein Teil der angefragten Museen hat gar nicht reagiert und kaum eine Einrichtung hat im Vorfeld Werbung für den Event betrieben. Entsprechend sind jeweils kaum mehr als zehn Fragen bei den einzelnen Häusern eingegangen und die Frustrationsrate war entsprechend hoch. Mein Eindruck deckt sich hier exakt mit der von ihm vorgetragenen Argumentation und Beobachtung. Allerdings habe ich von allen von mir angefragten Museen eine Antwort erhalten, auch wenn diese deutlich zeitversetzt und zuweilen auch verspätet gekommen ist. Für das Haus der Kunst, das dieses Jahr zum ersten Mal an der Veranstaltung teilgenommen hat, habe ich alle eingegangenen Fragen und die entsprechenden Antworten via Storify dokumentiert. Grundsätzlich denke ich, dass immer noch viele deutsche Museen in einer frühen Aufbruchs- und Orientierungsphase stecken und Events wie den askacuratorday zum Anlass nehmen, um sich im Social-Web (insbesondere auf Twitter) umzusehen. Es ist zu hoffen, dass die verhaltenen Reaktionen des Publikums dann von den Institutionen richtig bewertet werden: nicht das Instrument ist falsch oder die Platttform uninteressant, sondern die Vorraussetzung unter den man sich vorbereitet hat oder gestartet ist. Wer zum askacurator-Tag mit Twitter startet und mit 0 Followern beginnt, darf sich nicht wundern, wenn von den nicht vorhandenen Followern auch keine Fragen kommen. Eine digitale Community will langsam aufgebaut und gepflegt werden. Und ein erfolgreiches Netzwerk startet man nicht nur mit einem plötzlichen und fröhlichen „Hallo Welt“. Das Van Gogh Museum hat Anke von Heyl in diesem Kontext zum askacuratorday eine schöne Antwort gegeben:
Wie nehme ich erfolgreich am Event teil?
Aus der intensiven Beobachtung des Events würde ich folgende Positionen als hilfreich oder wesentlich für eine erfolgreiche Teilnahme erachten:
- idealerweise mit einem bereits aktiven Twitteraccount (und einer etablierten Community) starten
- im Vorfeld die Teilnahme am Event aktiv und crossmedial ankündigen (nicht nur auf der askacurator-Website, sondern auch auf der eigenen Website und im eigenen 2.0-Netzwerk). Die eigene Community über die Teilnahme informieren und zur Vorbereitung von Fragen auffordern.
- es wird vom Publikum dankbar aufgenommen, wenn auch kommuniziert wird, welche Kuratoren für die Fragen zur Verfügung stehen (und eventuell welche Themen besonders gut beantwortet werden können)
- innovative Lösungen für die Antworten suchen, – die Antwort muss nicht immer in 140 Zeichen passen und auf Twitter gehalten werden (wie das DIY-Team, das mit einer Audioaufnahme auf Soundcloud antworte)
- über den Hashtag #askacurator der Diskussion auf Twitter folgen (nicht nur die eigenen Mentions abfragen)
- nicht nur auf die ankommenden Fragen antworten, sondern aktiv in die Diskussion einsteigen (ohne weiteres kann man auch fremde Fragen/Tweets beantworten)
- die Antworten ggf. über gute Hashtags weiter streuen
- eventuell über eine Twitterwall im Museum auf den Real-Time-Event aufmerksam machen und dem nicht-twitternden Publikum die Möglichkeit zum Mitlesen geben
- eventuell über „Twitterscouts“ im Foyer das „analoge“ Publikum zum Mitmachen animieren (nach dem Motto: „wir twittern Ihre Frage“)
- nachhaltige Dokumentation der Teilnahme (wie beim Haus der Kunst, das dauerhaft auf der Website über den Event informiert und sogar eine längere und wichtige Antwort nachlesbar macht)
In jedem Fall könnte die reichhaltige Analyse aus diesem Jahr den Institutionen eine Handreichung für die Teilnahme im nächsten Jahr geben. Es wäre zu wünschen.
Die Aktion ist toll. Aber wie gesehen, ist es nicht einfach, eine geschmeidige Interaktion hinzubekommen. Mein Vorschlag für die nächsten Male: der/die Kurator/in sollte sich vielleicht auch aktiv melden, bevor die ersten Fragen kommen. Es ist vielleicht auch das Spezifische eines Kurators, über das man viel zu viel nachdenkt. Steht er für das Museum oder für seine Abteilung, sein Fachgebiet. Geht es um kommende Ausstellungen oder konservatorische Spezialfragen oder kann man auch einfach etwas fragen, was nur allgemein das Museum betrifft. Vielleicht auch mal Banales. Da sollte man von der „Sender“-Seite her einige Impulse liefern.
Lieber Christian, danke für die Zusammenfassung. Wie wichtig einige Deiner Vorschläge sind, kann ich von Seiten eines teilnehmenden Museums nur bestätigen. Bei den Staatlichen Museen zu Berlin haben wir im Vorfeld unsere Teilnahme über Facebook angekündigt. Dort haben wir auch das „Programm“ veröffentlicht (http://on.fb.me/S0XOpL), also welche Kuratoren um welche Zeit zu befragen sind, und welche Themen Schwerpunkte sie haben. Auf den Post konnten wir dann auch über Twitter verlinken (wir haben keinen Blog, sonst wäre das vielleicht das passendere Medium gewesen). Wir haben auch alle Kuratoren jeweils am Tag selbst angekündigt, auf Deutsch und auf Englisch, sowohl zur Information als auch um beim #askacurator Hashtag auf uns aufmerksam zu machen. Denn wir hatten zwar nicht 0 Follower, waren aber dennoch relativ neu. Aus den offenen #askacurator Fragen haben wir dann auch welche ausgewählt um den Tag ins Rollen zu bringen, und haben gemerkt dass dann auch immer mehr direkte Fragen kamen als Leute gemerkt haben dass wir dabei sind. Am Ende hatte wir insgesamt 48 Fragen beantwortet, davon gingen 34 direkt an uns plus 14 offene Fragen. Wir haben übrigens auch alle unsere Fragen & Antworten archiviert: http://bit.ly/RVyWee Beste Grüße, Jenni