Close

Iliou melathron

Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

In der "BAX" am Chiemsee – Vier Generationen Geiger

In der "BAX" am Chiemsee – Vier Generationen Geiger

Die Bax - Künstlerhaus der Familie Geiger am Chiemsee, Foto: Archiv Geiger, München
Die Bax – Künstlerhaus der Familie Geiger am Chiemsee, Foto: Archiv Geiger, München

Ein 350 Jahre altes, wunderschön gelegenes, Bauernhaus am Chiemsee. Allein durch sein aus Bruchsteinen gefügtes Mauerwerk fällt es aus dem Reigen der umgebenden Bauernhöfe heraus. 1930 hat es Willi Geiger (1878-1971) als halb verfallene Ruine in desolatem Zustand erworben und wieder aufgebaut. Heute zeigt die Familie Geiger dort zuweilen Ausstellungen aus dem vielseitigen Werk der ganzen Künstlerfamilie. 2013 zum vierten Mal. Eine kleine Reise wert!
Die „Bax“ – Künstlerhaus am Chiemsee
Wahrlich ein Künstlerhaus. Das alte Gemäuer atmet den Geist ganzer Generationen. Immer wieder fährt ein Windstoß um das Haus und trägt ein Rauschen in die ansonsten stille Landschaft. Weite Blicke. Auf der einen Seite zum See, auf der anderen Seite die Berge. Ein magischer Ort. Aus der zum Ausstellungsraum umgebauten Tenne grinsen aus Trouvaillen montierte Masken auf die Besucher. Wie mythische Heroen lächeln sie als stumme Zeugen über die Geschichten der Vergangenheit und Gegenwart.
Masken und Gesichter aus Trouvaillen in der Tenne
Masken und Gesichter aus Trouvaillen in der Tenne

Willi Geiger hat das Bauernhaus In Zusammenarbeit mit seinem Sohn Rupprecht wieder aufgebaut. Und er hat dem Gebäude eine Seele gegeben, die offensichtlich alle nachfolgenden Generation der Geigers behutsam gepflegt und weiterentwickelt haben. Als Architekturstudent hat der junge Rupprecht Geiger dem Interieur, durch einen Toskanaaufenthalt beeinflusst, südliche Bauelemente zugefügt. Die Fenster in den Wohnstuben sind von flachen, auf den Putz aufgetragenen, Säulenstellungen flankiert. Einzelne Räume des Wohnhauses sind unverändert erhalten und lassen die Atmosphäre vergangener Jahre erahnen. Immer wieder Mobiliar, das in die Kunst der Geigers Eingang gefunden hat.
Die „Bax“ als Zufluchtsort eines Künstlers in der inneren Emigration
Während des Naziregimes wird das Haus, nach einem Vorbesitzer „Bax“ benannt (und wohl auch in Ableitung von lateinisch „Pax“ als Ort des Friedens), zum Zufluchtsort Willi Geigers. Hierhin hat sich der vormalige Schüler von Franz von Stucks und von den Nazis entlassene Professor an der Leipziger Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in innerer Emigration zurückgezogen. Seine Werke wurden werden offiziell als „entartet“ angefeindet und gebrandmarkt. Hier sind zahlreiche Landschaftsaquarelle sowie Zeichnungen für die nach dem Krieg erschienenen Mappen ›Zwölf Jahre‹ und ›Eine Abrechnung‹ entstanden. Und hier hat der Künstler gelebt und sich mit Berufskollegen aus der Region zu Diskussionen über das Überleben und Weitermalen im Nazireich getroffen.
Die aktuelle Ausstellung: „Vier Generationen“
Die aktuelle Ausstellung zeigt Werke von fünf Künstlern aus vier Generationen der Familie Geiger. Ausgehend von Willi Geiger, dem Doyen der Künstlerfamilie, und seinem Sohn Rupprecht, kommen ausgewählte Arbeiten seiner beiden Enkel Lenz und Florian, sowie Fotografien seiner Urenkelin Nanda Lavaquerie hinzu. Dabei wird es mehr als deutlich, dass die Kunst in der Familie Geiger einen wichtigen und selbstverständlichen Bestandteil des Zusammenlebens markiert. „Trotz eklatanter Unterschiede“, so heisst es im Infomaterial zur Ausstellung, „gibt es im Werk der fünf ausgestellten Künstler, wenn auch unterschwellig, gewisse Berührungspunkte. Die Generationsausstellung in der Bax hat es sich nicht zur Aufgabe gemacht, einzelne Parallelen aufzuführen oder gar zu analysieren. Sie möchte eine Plattform zum sinnlichen Nachdenken über Kunst anbieten, auch darüber, ob und wenn ja, welche gegenseitigen Einflüsse im biografisch bestimmten Raum über Generationen hinweg zu erkennen sind“.
Willi Geiger, Stillleben mit Stuhl, 1964, Foto: Archiv Geiger, München
Willi Geiger, Stillleben mit Stuhl, 1964, Foto: Archiv Geiger, München

Die aktuelle Ausstellung ist  immer samstags und sonntags jeweils von 11:00 bis 13:00 Uhr und von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Sie läuft bis zum Tag des Offenen Denkmals am 8. September 2013.
Künstlerhaus Geiger – die Bax 
Neuwies 11
83236 Übersee am Chiemsee
Anfahrt: A8 München – Salzburg > Ausfahrt: Übersee am Chiemsee
Tip: optimal mit einem Besuch des MAXIMUM in Traunreuth zu kombinieren!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 × 1 =

Close