Die Europeana hat jüngst die lesenswerte Studie „Democratising the Rijksmuseum“ veröffentlicht, die der Frage nachgeht, warum das Rijksmuseum in großem Umfang Fotomaterial über die eigene Website öffentlich gemacht hat und was die Resultate dieser Initiative sind. Die Studie wurde von Joris Pekel von der Europeana Foundation verfasst und markiert eine Initiative, mit der das Onlineportal auch weitere Aktionen dokumentieren möchte: „In the coming months we want to publish more case studies about cultural institutions that have opened up their collections„.
Die Studie
Die Studie (Download hier) macht deutlich, dass Einrichtungen wie das Rijksmuseum von der Digitalisierung der eigenen Sammlungen profitieren, wenn sie das Material öffentlich in guter Qualität verfügbar machen und es mit den richtigen Rechten ausstatten: „(…) The way we consume the visual arts is constantly changing, and the internet has helped to democratise the consumption of art. With the transformation of the Rijksmuseum over the past ten years, we had the opportunity to digitise the collection and realise a dream to make it available online to as wide an audience as possible. It can now be enjoyed by people across the world, and gives them the possibility of engaging with our extensive collection even if they do not have the ability to travel to Amsterdam. Rijks Studio also allows us to showcase works that might not be seen to the public otherwise. (…)“
150.000 Abbildungen im Rijksstudio
Derzeit sind über die Website des Museums ca. 150.000 Abbildungen kostenlos, hochauflösend und zum Download (bzw. Bestellung) verfügbar, – zum Vergleich: in den Schauräumen der Sammlung werden knapp 8.000 Exponate gezeigt und im Depot liegen über eine Million gesammelter Objekte. Herzstück der digitalen Initiative des Museums ist das sog. „Rijksstudio„über das die User in einem intuitiven Interface agieren können. Rijksstudio wurde im Oktober 2012 gelauncht und hatte von Anfang an klare Ziele: die Kunst dorthin zu bringen, wo die Menschen sind („put the material where the users are“) und diese in die Lage zu versetzen, mit dem Material kreativ zu arbeiten bzw. sich dadurch auch mit der Sammlung intensiv auseinander zu setzen („The Rijksmuseum has made a clear decision to use the digital collection to get more people familiar with the museum“). Bis heute haben die User ca. 136.000 virtuelle Ausstellungen auf Basis dieser Abbildungen montiert und zahlreiche Umnutzungen für die Abbildungen kreiert. Zur Auszeichnung dieser Initiativen hat das Museum einen eigenen Award ausgerufen.
Winner Rijksstudio Award from Rijksmuseum on Vimeo.
Die Studie macht aber auch deutlich, dass derartige Prozesse nicht über Nacht realisiert werden und einen breiten Entwicklungshorizont benötigen oder von besonderen Situationen und Strukturen in einem Museum begünstigt werden können. Das Rijksmuseum hat sich aber in den verschiedenen Phasen der Umsetzung einen professionellen Blick auf das zu publizierende Material bzw. die dahinter stehenden Bild- und Publikationsrechte erarbeitet und ganz bewußt für die kostenlose Bereitstellung von hochauflösendem Bildmaterial entschieden. Für viele deutsche Museen dürfte es dabei eher erstaunlich erscheinen, daß die ambitionierten Pläne des Museums aufgingen. Über das digitale Material steigerte das Museum Wahrnehmung und Reichweite in einer Weise, die bei klassischer Kommunikation nicht möglich gewesen wäre. Dabei wurde auch der Dialog in die Industrie befördert, – so fertigte Droog Design eine Tatoovorlage aus einem Blumenstilleben von Jan Davidszn. de Heem aus dem 17.Jahrhundert oder der Modedesigner Alexander van Slobbe einen Seidenschal aus einem Stilleben von Johannes Torrentius aus dem Jahr 1614.
Es ist zu hoffen , dass die Worte von Martijn Pronk, Head of Publication am Museum, auch weiter Gehör finden: „It is the mission of many art institutions around the globe to make art more accessible and to be a place of education, and in some cases their websites are already used as platforms for inspiration and for viewing artworks.“
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