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Iliou melathron

Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

10 Fragen und 10 Antworten – Blogstöckchen

10 Fragen und 10 Antworten – Blogstöckchen

Goya: El sueño de la razón produce monstruos (Der Schlaf [Traum] der Vernunft gebiert Ungeheuer), Capricho Nr. 43, ca. 1797-98, Radierung
Goya: El sueño de la razón produce monstruos (Der Schlaf [Traum] der Vernunft gebiert Ungeheuer), Capricho Nr. 43, ca. 1797-98, Radierung
 
Getroffen.
Ich bin getroffen. Das Wort schon kann man gar nicht aussprechen. Das „g“, „ck“ und „ch“ in Folge erzeugen einen holprigen und trockenen Laut in der hinteren Mundhöhle: „Blgstöckchn“.  So ähnlich muss es sich angehört haben, wenn in der Schlacht von Borodino die Kugel aus dem Gewehrlauf eines russischen Infanteristen das anvisierte Ziel verfehlte und in den Stumpf einer feuchtfauligen Birke schlug.
Ja klar, ich weiß. Zu weit ausgeholt, – eher gewaltvoll, als gehaltvoll. Also deshalb ganz zahm: ein „Blogstöckchen“ dient der Vernetzung unter Bloggern und ist durchaus hilfreich und sinnvoll. Und kommt ja in der Regel auch aus ganz freundlichen Gefilden geflogen. Zu mir kam dieses Ding vom Blog des gern gelesenen Orchestrafan. Und zwischen Traviata und Coco Chanel kann man einer solchen Erfahrung schon mal nachgehen: „amici, la notte che resta d’altre gioie qui fate brillar. Fra le tazze più viva è la festa“.
Es geht darum ein paar Fragen zu beantworten und das will ich hier, quasi zur Selbstbeleuchtung, dann wohl auch tun.
1. Wie findest du deine Blogthemen?
Meist irgendwo zwischen analogem Alltag und digitaler Wirklichkeit. Auf dem Weg ins Büro, mitten in einem Vortrag, bei der Lektüre eines Buches oder einer Website, flüchtig aus der Timeline von Twitter oder im Feed eines vertrauten Blogs. Vieles im Ausland, aber immer mehr auch in deutschem Kontext. Was wohl daran liegen mag, dass bei den von mir bevorzugten Themen im Kontext „Museen im Web und Web 2.0“ das Ausland mehr Impulse bringt, Deutschland aber doch auch langsam Fahrt aufnimmt. Wir zuckeln zwar den amerikanischen, englischen und skandinavischen Flotten hinterher, – sind aber doch zumindest langsam in Sichtweite und ein paar Rennboote sind mittlerweile auch dabei. Den Anlass meiner gebloggten Einlassungen gibt oft aber auch ein kultureller Event oder ein Ausstellungsbesuch, eine Lesung,  ein Konzert, ein Thema, ein Tool, ein Mensch oder ein Gedanke.
2. Welches Blog sollte in keinem Feed-Reader fehlen?
Ich sammle seit Jahren RSS-Feeds von interessanten Blogs und archiviere diese brav in meinem Feed-Reader. Ich lese jeden Tag mehrmals in die Streams hinein und ziehe mir raus, was mich interessiert. Derzeit sind das 232 Quellen. Ein paar der wichtigsten habe ich in meiner Blogroll dokumentiert.
3. Welches ist dein liebstes Kommunikationsmedium?
Neben dem Blog ist das ganz sicher Twitter. Und dabei ist es fast egal ob ich wissenschaftliche Themen zu Digital Humanities recherchiere, einem Museum, einer Konferenz oder einer Aktion (wie #myCollection14 zum Internationalen Museumstag 2014) folge, die Mitteilungen einer Person (wie Orchestrafan) oder eben dem Tatort verfolge. Twitter ist für mich wesentlich mehr als nur ein Second Screen. Das ist „first inspiration“ und „essential information“.
4. Welche digitalen Tools helfen dir bei deiner Arbeit weiter?
In der Hauptsache der oben schon genannte RSS-Reader, daneben Dropbox, Google Docs und basecamp für die Projektverwaltung.
5. Wie gehst du mit der Fülle an Informationen um? Wie selektierst du?
Im wesentlichen über eindeutige Hashtags, denen ich folge (oder die ich tracke), und über Twitterlisten (die man sinnvollerweise auch von anderen Usern abonniert). Zudem sind Tools wie Google Alerts hilfreich, sowie leistungsstarke Monitoring- und Reportingtools.
6. Gibt es ein Museum, ein Konzert- oder Opernhaus, das du unbedingt mal sehen willst und wenn ja weshalb?
Ein fast unendliche Liste. Auf der Reiseliste stehen derzeit das Guggenheim in Bilbao, das Walker Art Center in Minneapolis und ein Opernbesuch im Fenice in Venedig. In Bilbao und Minneapolis war ich noch nicht, – und ohne Venedig kann man eigentlich nicht leben. 

7. Welchen Komponisten, Musiker oder Künstler würdest du gerne kennen lernen/hättest du gerne kennengelernt? Warum?
Eine Phantasie! Meine Antworten würden wohl ein Buch füllen. Ich hätte gern mit Cy Twombly über Lepanto und die Macht der Farben diskutiert, wäre gerne mit James Lee Byars auf dem Dach des Friedericianum gestanden oder hätte Beuys beim Pflanzen seiner 7000 Eichen geholfen. Es wäre sicher auch spannend gewesen Jackson Pollock beim Malen auf Long Island zu beobachten, mit Picasso in La Californie eine Flasche Rotwein zu leeren oder mit Duchamp über den „creative act“ und die Vollendung des Kunstwerks durch den Betrachter zu diskutieren. Oder einfach nur mit Rilke still durch Rodins Atelier schlendern und mit Mozart Pralinen in Salzburg naschen? Tausend Ideen. Aber wie sagt das Wilhelm Busch so treffend: „Ach Freundchen, rede nicht so wild, bezähme deine Zunge! Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.“
8. Was hältst du von diesen Selfies?
Ich mag sie.

9. Zeig uns die Musik, die du zurzeit rauf und runter hörst.
Rauf und runter ist schwierig. Musik ist bei mir sehr stimmungsabhängig und situationsgebunden, kein Alltagsbegleiter. Das liegt, je nach Laune, zwischen Maria Callas, den Goldberg-Variationen (natürlich Glenn Gould) und Gregory Porter, mal bei Leonard Cohen dann bei Gorlillaz, Duffy oder David Lynch. Spotify hat meine Art Musik zu hören verändert. Aktuell kommt die Klassik, fürchte ich, ein wenig zu kurz.
10. Was war dein schönstes (Kultur-)Event im vergangenen Jahr?
Schwere Frage. In der Massivität und Dichte wohl die Biennale in Venedig. Ich mag es, wenn man sich tagelang und hemmungslos in die Kunst ergeben kann. Von Großereignissen wie documenta oder Biennale lasse ich mich gerne aufsaugen. Es macht ungeheuren Spaß sich in der Kreativität der Künstler und Kuratoren zu verlieren und zu beobachten, wie sie von Orten und Menschen Besitz ergreift.
Ich widme das mir zugedachte Stöckchen den Birken von Borodino – und lege es dann mal einfach auf die Wiese. Dort darf es jeder aufheben der möchte.

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