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Iliou melathron

Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

Das "museum" ist kein positiver Trend auf Google?!

Das "museum" ist kein positiver Trend auf Google?!

https://www.google.com/trends/
https://www.google.com/trends/

Google hat sein 2004 verfügbares Statistik-Tool „Trends“ kürzlich transparenter gemacht und veröffentlicht die angefragten Suchbegriffe nun auch in Echtzeit. Tatsächlich ist die schnelle Informationsbeschaffung via Suchmaschine aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken und es scheint gleichgültig, ob man in Schule, Supermarkt, Sprechzimmer, Museum oder in der Oper sitzt: jeder googelt „seinen“ Kontext und erwartet ein schnelle und präzise Verfügbarkeit der gesuchten Informationen.

Google Trends
Über die „Google Trends“ stellt Google Informationen über die Häufigkeit bereit, mit der bestimmte Suchbegriffe von Nutzern der Suchmaschine eingegeben wurden. Die Ergebnisse werden in Relation zum gesammten Suchaufkommen gesetzt und gelangen dadurch in eine Art Relevanz. In den gesuchten Schlagwörtern zeigen sich dann nicht nur Modethemen („Grexit“) und Allzeitstars („Fußball“), sondern offenbaren sich auch Strukturen unserer Gesellschaft. In der „New York Times“ hatte Seth Stephens-Davidowitz dazu jüngst eine lesenswerte Analyse zum Rechercheverhalten der US-Amerikaner publiziert. Und wer das Ergebnis noch verfeinern möchte, kann das mit Google correlate machen: dort wird dann nicht die Häufigkeit eines einzelnen Suchbegriffs analysiert, sondern die zeitlich definierte Häufigkeit der Suchbegriffe in Bezug zu anderen.

Google Trends: „museum“
Ich habe mir einmal den Suchbegriff „museum“ vorgenommen und wollte wissen, was man über die Trends erkennen kann?
Zunächst einmal scheint das Interesse am Begriff via Google eher abzunehmen, als zu steigen. Die Entwicklung des Graphen tendiert deutlich nach unten. Kann man daraus lesen, dass das Thema „Museum“ früher im Netz spannender war, als heute? Oder haben sich die Museum mit festen (digitalen) Informationsstrukturen bereits etabliert und die User müssen nicht mehr googeln, weil sie Informationen bereits „finden“ oder an präziseren Begriffen festmachen? Tatsächlich dürfte jeder Webmaster einer Museumswebsite nur zu gut wissen, wie wichtig (und zahlreich) der Traffic ist, der aus Google heraus auf die eigene Website führt. Auch wenn er in den letzten Jahren massive Konkurrenz aus den sozialen Medien (und Wikipedia) bekommen hat: erfolgreiche Kommunikation, gute Programmierung und mediale Relevanz kann man auch immer noch auch an der Zahl der Zugriffe aus Google heraus messen. Für viele Museen in Google noch immer der Trafficlieferant Nummer 1. SEO und SEA bleiben für die Museen ein wichtiges Thema und bedeuten natürlich wesentlich mehr als nur das simple und abstrakte Schlagwort „museum“.

Seit Jahren steigende Relevanz: Verweise aus Google (nicht nur über den Suchbegriff “museum”) auf eine ausgewählte Museumswebsite
Seit Jahren steigende Relevanz: Verweise aus Google (nicht nur über den Suchbegriff “museum”) auf eine ausgewählte Museumswebsite

Zumindest aber scheint es in den USA, England, den Niederlanden, Dänemark und Singapur mehr Suchanfragen zum Schlagwort „museum“ zu geben, als in Deutschland. Und das wiederum möchte ich dann doch auch in einen Zusammenhang mit der Selbstverständlichkeit des Digitalen in unserer (deutschen) Gesellschaft und der Attraktivität entsprechender Angebote im Netz bringen. Die erfolgreichen Länder der Statistik agieren mit einer anderen digitalen Selbstverständlichkeit. Die Museen lassen sich dort längst mit professionellen Strukturen und zuweilen auch großer Geste auf das Digitale ein. Sie übernehmen mitunter sogar Verantwortung für das digitale Publikum, das man hierzulande doch immer noch gerne als „virtuell“ oder unrelevant tituliert: „it’s a fundamental part of our responsibility to our audience” heißt das dann etwa bei Thomas Campell, dem amtierenden Direktor des Metropolitan Museum New York.

„museum“-Trend in Deutschland?
Fokussiert man beim Trendbegriff „museum“ die Zahlen nur auf die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz, so zeigt sich auch hier eine realtiv stabile Quote mit leicht abfallender Tendenz. Die Österreicher scheinen dabei suchaffiner, als die Schweizer und Deutschen.
Und auch in den regionalen Ausprägungen ergeben sich interessante Unterschiede zur Wertigkeit des Begriffs. Berlin führt die Statistik an, gefolgt von Regionen und Städten wie Bayern (München), Stuttgart, Köln und Hamburg, während bedeutende Museumsstandort wie Dresden oder Frankfurt nicht besonders aufscheinen. Aber lassen solche Zahlen tatsächlich generelle Rückschlüsse auf die Wertigkeit des Digitalen in bestimmten Regionen (im Kontext „Museum“) zu? Für die Region Frankfurt würde ich eine solche Ausdeutung eher ablehen. Hier googelt man wohl eher gleich nach „Städel“ oder „Schirn“ und weniger nach Allgemeinbegriffen. Thürigen taucht in der Trend-Statistik aber kaum auf. Und tatsächlich lassen sich die Werte aus Google mit anderen Erfassungen deckeln, in denen digitale Defizite bei den Museen in Thüringen bereits markiert wurden: so hat Marlene Hofmann kürzlich deutlich gemacht, dass die Museen dort vielfach noch nicht einmal mit einer ordentlichen Website präsent sind. Kaum zu glauben.

Aber auch zu einzelnen Häusern lassen sich spannende Analysen ziehen. Während das Lenbachhaus offenbar nach dem Antritt von Matthias Mühling im Mai 2013 und dem Relaunch der Website auch deutlich an digitaler Attraktivität gewonnen hat, fährt die Schirn einen eruptiven Kurs mit deutlichen Peaks, die offenbar in direkter Abhängigkeit von klassischer Pressearbeit und Artikeln in den traditionellen Medien (SZ, Bild, Stern, etc.) stehen.

2 comments

  1. Hallo Christian,
    Das ist ja mal eine spannende Herangehensweise an die Sichtbarkeit deutscher Museen im WWW. Gerade im Vergleich zu Dänemark sind mir hierzulande schon viele Museen begegnet, die einfachste Basiselemente eines Webauftritts für unwichtig halten und digital nahezu unsichtbar bleiben. Ich will da gar keine Namen nennen, aber für viele Deutschen Museen scheint ein digitales Publikum nicht zu existieren. Die Frage ist nur, ob mangelnde Websites die Suchfrequenz verringern oder durch verzweifelt erfolgloses Googeln erhöhen 😉
    Viele Grüße und Danke fürs Verlinken!
    Marlene

  2. Eine Vermutung bzw. mehrere Fragen:
    Zeigt dieser Trend eher, dass die Menschheit im Laufe der Zeit ‚googeln‘ gelernt hat? Statt nach einem generischen Begriff „museum“ sucht sie besser mit Phrasen aus 3 bis 5 Wörtern – und erhält so viel spezifischere Ergebnisse. Zählen diese Mehrwortsuchphrasen dann trotzdem zum Hauptthema ‚Museum‘? Oder zählen sie als eigene Trends? Wären sie dann aber häufig/wichtig genug, um als Trends erkannt zu werden?
    PS: Such-Trends gibt es nicht nur als Liniendiagramme, sondern auch als hektisch nervöse Live-Version: http://www.google.com/trends/hottrends/visualize?nrow=5&ncol=5&pn=p15&hl=de

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