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Iliou melathron

Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

Erfolgreich im Netz – Anwendungsprogrammierungen (APIs) für Museen

Erfolgreich im Netz – Anwendungsprogrammierungen (APIs) für Museen

Das Museum of Modern Art in San Francisco hat eine spannende Diskussion aufgenommen, die Gründe und Beispiele nennt, warum Museen von einer API  profitieren können: „Why build an API for an museum collection„. Ich will den von Keir Winesmith (Head of Digital SFMOMA +SFMOMAlab) und Anna Carey verfaßten Artikel hier gerne paraphrasieren und ein wenig vertiefen:

APIs in USA, England, den Niederlanden und in Deutschland
In den letzten Jahren haben zahlreiche Kultureinrichtungen damit begonnen APIs für die eigenen Sammlungen verfügbar zu machen.
Dazu gehören das Walters Art Museum in Baltimore, das Brooklyn Museum in New York, das Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum in New York, das Rijksmuseum in Amsterdam, das Victoria&Albert Museum und das British Museum in London, aber auch die Tate und die Europeana. In Deutschland brachte auch der erste offizielle Kultur-Hackathon, codingdavinci.de, spannende Ergebnisse aus der Auseinandersetzung mit APIs und verfügbar gemachten Inhalten (Bsp.: Anwendungen zu den im „Nationalsozialismus verbotenen Büchern„). In absehbarer Zeit wird nun auch das SFMOMA der Liste zuzufügen sein. In Ihrem Artikel sprechen Winesmith und Carey bereits von einem „weltweit steigenden Trends bei der Freisetzung von freien und verwertbaren Daten über entsprechende APIs“. 

Definition einer API
API steht für „Application Programming Interface“ und bedeutet eine Schnittstelle für Anwendungsprogrammierungen. Über diese Schnittstelle erhalten externe Anwenungen einen Zugang bzw. Anweisungen um mit dem Muttersystem zu kommunizieren. Um es einfach zu sagen: über die API können externe Programme auf die angebotenen Daten zugreifen, mit ihnen arbeiten und diese z.B. dynamisch in eigene Anwendungen integrieren. Winesmith und Carey beschreiben dazu das „request-response“ Prinzip und skizzieren den (nicht ganz unumstrittenen) API-Einsatz bei Twitter und Facebook. Dabei markieren sie aber zu Recht die Hoffnung, dass die Öffnung der Datensätze Dritte zur Programmierung von flankierenden Anwendungen motiviert. Institutionen wie das Rijksmuseum sprechen diese Hoffnung auch offen aus: „The Rijksmuseum offers the API to make its collection (as well as other content and high resolution images) available for use in apps or web applications, for example„. Mit dem Angebot zusätzlicher Programme von Drittanbietern steigt in jedem Fall auch die Attraktivität, Sichtbarkeit und Reichweite des Ausgangssystems, was die Autoren des Artikels an verschiedenen Anwendungsbeispielen (Apps wie iBart, BayTripper, and HopStop) im Kontext der Metrobahn in San Francisco verdeutlichen. Für Seb Chan, Director of Digital & Emerging Technologies am Cooper-Hewitt, National Design Museum, geht es ei der Diskussion um APIs im Wesentlichen auch um „Nachhaltigkeit„. In einem, auf Winesmith und Carey reagierenden, Blogpost verweist er zudem die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und Wirkungsmechanismen: „The API at the center of the museum„.

Die API im Cooper Hewitt – Graphik von Katie Shelly: „The API at the center of the museum“ (Bildquelle: http://labs.cooperhewitt.org/2014/the-api-at-the-center-of-the-museum/)

„to make the art of our time a vital and meaningful prt of public life“
Winesmith und Carey markieren in ihrem Beitrag auch die im Kontext einer API stehenden Problem- und Fragestellungen, wie Copyright, Datenschutz, Entwicklungskosten und Nachhaltigkeit. Die Antworten über die Notwendigkeit einer API sehen sie im „mission statement“ der einzelnen Museen: „(…) Whether or not an API is appropriate for your institution can be made clear from the museum’s mission. In our case, „SFMOMA is dedicated to making the art of our time a vital and meaningful part of public life“ (…)“. Die Autoren verstehen das Museum als offene Plattform, als „outward-facing institutions“ und leiten daraus die Notwendigkeit von Open Data ab: „(…) Museums also are homes to massive amounts of data: about their physical objects, people involved at the institution, their programming, and their history. At their core, most museums cohere perfectly with the current trend in open data, which is about making data available and usable to the broadest possible audience. A museum’s API has the potential to do just this (…)“

Detail on distribution of artworks in the Tate collection by birthdate of artists, visualized by Florian Krautli.

Open Data bei der Tate und beim Rijksmuseum
Als Anwendungsbeispiel führen die Autoren die API der Tate an, die im Oktober 2013 auf GitHub verfügbar gemacht wurde: Dort stehen Metadata für ca. 70.000 Kunstwerke aus dem Besitz der Tate und der National Galleries of Scotland, sowie Daten für gut 3.500 Künstler. Die Inhalte stehen unter Creative Commons Public Domain CC0 Lizenz. Bildmaterial ist in der Datenbank (im Unterschied zum Rijksmuseum) bislang nicht enthalten. Winesmith und Carey präsentieren dann noch ausgewählte Beispiele (
Data visualisations von Florian Kräutli sowie The Dimensions of Art von Jim Davenport), wie die API der Tate einen innovativen Umgang von Kunst und Data befördert.
Die Anwendungen zeigen sehr schön, wie es über eine API gelingen kann eine breitere Öffentlichkeit zum kreativen Umgang mit der eigenen Sammlung im Netz zu motivieren. Über die Schnittstelle betreibt das Museum quasi ein crowdgesourctes „Labor“ zur (ggf. kostenlosen) Anwendungsforschung und -entwicklung, die es selber sicher nicht leisten könnte und von dem es sicher nur profitieren kann. Die API fördert den Dialog mit den Entwicklern, der Industrie und markiert einen zeitgemäßen Umgang mit Kulturgut.  Auf GitHub lassen sich dazu weitere Beispiele begutachten, die über die API der Tate entstanden sind:

Die API des Rijksmuseum wurde im November 2011 im Kontext des Wettbewerbs “Apps4NL” (Apps for The Netherlands) realisiert. Nach eigenem Bekunden steckte das „Collection Information Department“ des Museums nur überschaubaren Aufwand in die Entwicklung der Plattform und das Ergebnis kann sich sehen lassen: in wenigen Monaten hatten sich bereits 75 Entwickler für den Einsatz der API angemeldet, wurden vier Apps entwickelt und gingen zahlreiche nationale und internationale Anfragen für Kooperationen beim Museum ein.

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