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Iliou melathron

Blog von Christian Gries / ISSN 2197-7747

Alfred Flechtheim – Kunsthändler der Avantgarde. Eine Ausstellung in 15 Museen und einer Website.

Alfred Flechtheim – Kunsthändler der Avantgarde. Eine Ausstellung in 15 Museen und einer Website.

Ein mehr als spannendes Ausstellungsprojekt um eine zentrale Kunsthändlerpersönlichkeit der Avantgarde, die in den 20er Jahren einen kometenhaften Aufstieg erlebte. Eine bundesweite Inszenierung in 15 Museen und eine überaus deutliche Markierung im Digitalen: alfredflechtheim.com beleuchtet Biographie und Lebenswerk einer zentralen Galeristen- und Sammlerpersönlichkeit des 20.Jahrhunderts: Alfred Flechtheim (1878-1937).

[blockquote]“Es ist was Wahnsinniges mit der Kunst“ (Alfred Flechtheim)[/blockquote]
 
Alfred Flechtheim
Der Galerist Alfred Flechtheim gehört zu den bedeutenden Protagonisten in der Kunstszene des 20. Jahrhunderts. Sein Einsatz für den rheinischen Expressionismus, die französische Avantgarde und die deutsche Moderne haben ihn bereits zu Lebzeiten international bekannt gemacht. Wie bei vielen anderen Künstlern und Intellektuellen zerbrach der Nationalsozialismus Lebenswerk und Biographie: Als Jude und Avantgardist musste Flechtheim 1933 Deutschland verlassen. Er wurde öffentlich diffamiert und seine Galerien in der Folge liquidiert oder von früheren Partnern fortgeführt. Seinen Kunstbesitz transferierte Flechtheim noch ins Ausland, verstarb dort aber bereits 1937 im Alter von nur 59 Jahren an den Folgen eines Unfalls.
karte-02Flechtheim als Kunsthändler, Wegbereiter und Avantgardist 
Vor 100 Jahren, am 9. Oktober 1913, eröffnete Alfred Flechtheim in Düsseldorf seine erste Galerie. Es folgten weitere Standorte in Köln, Frankfurt, Wien und Berlin. Bis heute hat sein Engagement für die Moderne und sein Wirken als Kunsthändler in nationalen und internationalen Museen maßgebliche Spuren hinterlassen. Zu den von ihm vermittelten (und geförderten) Künstler zählen Granden der Kunstgeschichte wie Ernst Barlach, Max Beckmann, Heinrich Campendonk, Lovis Corinth, Paul Klee, George Grosz, Oskar Kokoschka, Paula Modersohn-Becker, Wilhelm Morgner, Heinrich Nauen, Max Pechstein, Edgar Degas, André Derain, Juan Gris, Fernand Léger, Aristide Maillol, Henri Matisse, Edvard Munch, Pablo Picasso oder Paul Signac.
Eine Ausstellung in vielen Museen und mit einer verbindenden Website: alfredflechtheim.com
An der Ausstellungen sind fünfzehn Museen aus Deutschland und der Schweiz beteiligt, die relevante Kunstwerke in den eigenen Räumen zeigen und mit der Provenienz „Alfred Flechtheim“ markieren. Zudem werden alle alle Werke auf der Website in einer großen Datenbank zusammengefasst.
website_Flechtheim_ok
Die Website führt Leben und Werk Alfred Flechtheims digital zusammen und ermöglicht eine präzise Bewertung seines Beitrags zur Etablierung der Avantgarde in den deutschen Museen. So werden nicht nur die verschiedenen Standorte der Galerie in Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Berlin und Wien dokumentiert, sondern auch ein detailliertes Listing der vermittelten Werke und Künstler abgegeben. Die Künstler werden in Ihrem Verhältnis zu Flechtheim kommentiert und mit relevanten Arbeiten dokumentiert. Zu den einzelnen Werken werden vertiefende Informationen und flankierende Dokumente bzw. Literaturhinweise abgebildet. Erstmals wird die Einzelprovenienz der Werke in chronologischen Stationen ausgeführt und über eine interaktive Karte ablesbar.
300 Werke und eine Reise in die Vergangenheit
Die Website zeigt mehr als 300 Werke, die durch ihre Provenienz in Verbindung mit den Galerien von Flechtheim gebracht werden können. Sie ermöglicht damit eine Reise in die Vergangenheit dieser Bilder und stellt ihre bisherigen Eigentümer, Sammler und Händler vor. Anschaulich werden historische Fakten zur Entstehung ganzer Sammlungskomplexe in Museen aufgezeigt. Gleichzeitig macht sie auch die Einzelschicksale von Kunstwerken greifbar und verbildlicht deren Wege durch die Kunsthandlungen und Sammlungen Europas bis nach Amerika und Asien.
beckmannEine Ausstellung im digitalen Raum
Die virtuelle Zusammenstellung der Gemälde, Plastiken und Grafiken ermöglicht eine Ausstellung, die in Form einer klassischen Kunstausstellung an einem Ort nicht realisierbar gewesen wäre. Hohe Transport- und Versicherungskosten, die Fragilität der Kunstwerke und nicht vorhandene Ausstellungsbudgets hätten das Projekt unmöglich gemacht. Gleichzeitig erlauben die online zusammengestellten Provenienzen neue Kontextualisierungen und grundlegende  Rückschlüsse auf Verkaufsstrategien, Handlungsmuster buw. Gewohnheiten in den von Flechtheim betriebenen Kunsthandlungen. Sie verdeutlichen exemplarisch, an welchen Standorten Flechtheim der von den Museen geschätzte Händler war: Während die Museen in Norddeutschland und im Rheinland umfangreiche Bestände aufweisen, war sein Einfluss im Süden wesentlich geringer, weil er dort in direkter Konkurrenz mit anderen Kunsthandlungen wie Goltz, Thannhauser, Böhler und Heinemann stand. Dafür profitierten Sammlungen in München, oder Stuttgart von den Stiftungen der Nachkriegszeit (Günther Franke, Theodor und Woty Werner, Hugo Borst), unter denen sich Kunstwerke aus privaten Sammlungen mit der Provenienz Flechtheim befanden. Die Provenienzen verdeutlichen weiter, mit welchen Museumsdirektoren, Sammlern und Händlern und zu welchen Konditionen Flechtheim in Kontakt stand.
Flechtheim und die Künstler
Die Website thematisiert auch das Verhältnis von Alfred Flechtheim zu den von ihm vertretenen Künstlern, das in über 80 Biografien beschrieben wird und so das vielfältige und außergewöhnliche Engagement des Händlers für die Kunst der Moderne und der Avantgarde zeigt. Dabei wird deutlich, dass Flechtheim vor allem ein Händler für die Künstler war, die durch den Nationalsozialismus verfemt wurden. So sind bei weitem auch nicht alle der über 300 Werke heute noch in den Museen vorhanden, denn durch die Aktion „Entartete Kunst“ wurden zahlreiche dieser bei Alfred Flechtheim angekauften Kunstwerke 1937 in den Museen beschlagnahmt und entfernt. In der Website werden diese Arbeiten durch eigene Listings greifbar oder durch graue Platzhalter markiert.
Das Projekt im Web 2.0 #flechtheim
Zur Ausstellung wird ein Tweetup veranstaltet. Alle Tweets zu Flechtheim werden mit Hashtag #flechtheim gekennzeichnet und können bereits jetzt auf der Twitterwall: http://alfredflechtheim.com/tweetup/ mitgelesen werden.
Museen im Projekt:

Kunstmuseum Bonn
09.10.2013 – 12.01.2014
Web & Werkpräsentation
Kunsthalle Bremen
16.10.2013 – 16.02.2014
Web & Ausstellung
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund
10.10.2013 – Ende März 2014
Web & Werkpräsentation
Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf
11.10.2013 – 02.02.2014
Web & Ausstellung
Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
08.10.2013 – 12.01.2014
Web & Werkpräsentation
Städel Museum, Frankfurt
10.10.2013 – 26.01.2014
Web & Ausstellung
Hamburger Kunsthalle
13.10.2013 – 19.01.2014
Web & Ausstellung
Sprengel Museum Hannover
11.10.2013 – 16.02.2014
Web & Ausstellung
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
09.10.2013 – 19.01.2014
Web & Werkpräsentation
Museen der Stadt Köln
Web
Museum der bildenden Künste Leipzig
12.10.2013 – Ende Januar 2014
Web & Werkpräsentation
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Pinakothek der Moderne
24.10.2013 – 26.01.2014
Web & Werkpräsentation
Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum, Münster
12.10.2013 – 30.11.2015
Web & Werkpräsentation in Kloster Bentlage
Staatsgalerie Stuttgart
10.10.2013 – 23.02.2014
Web & Ausstellung
Museum Rietberg Zürich
22.10.2013 – 9.02.2014
Web & Werkpräsentation

 

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